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Männer mögen keine aufgedunsenen, keifenden Muttis. Oder
willst du etwa das Gegenteil behaupten?
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Ich sehe sie an und weiß, dass sie recht hat. Wie vielen meiner
Freundinnen ist es genau so ergangen. Diese anstrengende
Baby-Anfangszeit kann die beste Beziehung ruinieren. Und jet-
zt endlich weiß ich, warum. Ich liebe dieses kleine Wesen über
alles, aber ich bin auch nur ein Mensch. Ein 39-jähriger
Mensch mit leider ziemlich angefressenen Nervensträngen.
 Also, du passt auf Lisa auf, ich geh duschen. Ich stehe auf,
lege Lisa in ihren Laufstall und stelle schon mal die Es-
pressomaschine von Saeco an.
 Ich?! Na, du machst es dir wieder leicht. Aber hurry up, ich
habe eigentlich nur ein Viertelstündchen Zeit. Mein
Meditations-Kurs geht bald los. Und danach habe ich ein Date.
Aus einer dieser Eso-Partnerbörsen, www.Gleichklang.de.
Seine Schwingungen stimmen mit meinen zu 100 Prozent
überein, ist das nicht mystisch?!
 Der Wahnsinn, Mum.
Am Abend empfange ich Tobias mit einem romantischen
Candle-Light-Dinner wie aus der Werbung.
Zweimal Pizza Diabolo von Dr. Oetker, immerhin etwas
Warmes. Und Tobias ist wirklich überrascht.
 Was ist denn nun schon wieder los? , begrüßt er mich
alarmiert und mittelbegeistert.
 Nichts , ich lächle ihn an und hoffe, dass Lisa nicht aufwacht.
 Und was hast du überhaupt an?
Ich sehe an mir herunter und sehe, dass mein gelbes Som-
merkleid von Esprit zwar meine neue Körbchengröße betont
(der Ausschnitt geht fast bis zum Bauchnabel), aber am Bauch
extrem spannt.
 Shit, das sieht ja aus wie eine Gelbwurst. Das hab ich ja gar
nicht gesehen.
Tobias nimmt mich liebevoll in den Arm und schüttelt lächelnd
den Kopf.  Sieht super aus, und dass dein Bauch so kurz nach
der Geburt nicht wieder wie früher ist, ist doch völlig normal.
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Du siehst wirklich klasse aus. Ich bin froh, dass du nicht eine
von diesen Frauen bist, die wochenlang nach der Geburt noch
im Nicki-Hausanzug rumschluffen und sich nicht schminken,
damit der Mann am Abend auch ja sieht, was für ein Stressjob
das Mutter- und Hausfrauendasein ist.
Ich sehe ihn baff an. Erstens hat er schon lange nicht mehr so
viel am Stück zu mir gesagt und zweitens hätte ich nicht
gedacht, dass Tobias doch auch nur ein Mann ist. Genau wie
ihn meine Mutter beschrieben hat. Danke, Mama, denke ich
und setze mich galant auf den Stuhl, schwinge ein Bein lasziv
über das andere und bin froh, sogar einen Lippenstift aufgetra-
gen zu haben. Männer sind ja so einfach zufriedenzustellen,
wieso sollten wir klugen Frauen das dann nicht ganz einfach
tun?
Der Abend wird wunderbar, die Pizza ist ein Genuss, und sogar
Lisa, die ziemlich bald aufwacht, scheint von dem Pizzaduft ein
wenig betört zu sein. Denn immerhin schreit sie nicht und
lächelt uns an. Was sind wir doch für eine hübsche
Werbefamilie.
Die Nacht wird ein Albtraum. Gerade als wir alle im Bett lie-
gen, die Stimmung endlich mal wieder prickelnd erotisch wird
und Tobias an meinem Ohrläppchen knabbert, schreit Lisa los.
Sie ist glühend heiß und hat Fieber. Einerseits bin ich froh,
weil ein Teil von mir sich immer noch hundeelend fühlt wegen
Daniel, doch der andere Teil sehnt sich sehr nach Tobias, nach
seinem Geruch, seinen Berührungen und seiner Kraft.
Lisa hat 40,2 Fieber, ich starre erst das Fieberthermometer,
dann Tobias panisch an.
 Wir müssen ins Krankenhaus.
 Mitten in der Nacht?
 Willst du warten bis sie stirbt?!
 Nora, jetzt übertreib doch nicht immer so. Kleine Kinder
haben oft sehr hohes Fieber.
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 Ach ja, und woher willst du das so genau wissen? Wie viele
Kinder hast du denn schon?
Er sieht mich sauer und verletzt an. Fettnapf. Er kann keine
Kinder bekommen, und ich reite darauf herum.
 Tut mir leid, ist mir nur so herausgerutscht. Aber was, wenn
sie einen Fieberkrampf bekommt?
 Einen Fieberkrampf? Was soll das denn sein?
 Hatte der Kilian von Suse im Supermarkt, vor der Fleis-
chtheke. Das Kind krampft, wie bei einem epileptischen Anfall,
muss der Horror sein, sagt Suse.
 Also gut, lass uns ins Krankenhaus fahren. Tobias seufzt,
steht auf, zieht seinen Schlüpfer und seine Hose an, und ich
packe das Nötigste zusammen.
 Nora, wir fahren nicht vier Wochen nach Mallorca, den Föhn
kannst du wirklich hierlassen.
 Und was, wenn sie Lisa dabehalten, also mich auch? Ich muss
morgen unbedingt die Haare waschen.
 Deine Probleme will ich mal haben. Tobias legt Lisa vor-
sichtig in den Maxi-Cosi, und los geht s.
Im Krankenhaus speisen sie uns schnöde mit Fieberzäpfchen
ab und schicken uns wieder nach Hause. Der Arzt, ein kräftiger
Russe mit starkem Akzent, regt sich bei der etwas ausein-
andergegangenen Krankenschwester noch über hysterische
Spätgebärende auf - ich habe es genau gehört - und sieht mir
dann auf den Hintern. Erst bin ich sauer, doch dann irgendwie
froh. Als ich im achten Monat schwanger und aufgedunsen
war, hat mir keiner mehr hinterhergepfiffen, nicht einmal
Manni von meiner Baustelle.
Am nächsten Morgen ist das Fieber weg und Lisa wieder
quietschvergnügt. Ein Glück.
***
Daniel darf Lisa ein- bis zweimal in der Woche sehen. Das ist
unser Deal. Natürlich hat er darauf gedrängt, natürlich kann
ich es ihm nicht verwehren.
Die Übergabe findet wortkarg im Volkspark statt.
 Nora, ich habe euch so vermisst.
 Hi. Du, ich muss gleich noch ein paar Erledigungen machen,
Windeln, Schnuller und so, und dann zum Frauenarzt. Ich hole
Lisa hier um 15 Uhr ab, in Ordnung?
 In Ordnung. Er sieht mich an und leidet.
 Hier ist ihre Windeltasche, mit Wechselwäsche, Fläschchen,
heißem Wasser, kennst du ja alles. Wenn sie weint, dann ruf
mich auf jeden Fall an, ja, vielleicht vermisst sie mich.
 Ich dich auch.
Ich ziehe mich rasch zurück.
Und Daniel versteht. Er genießt die Zeit mit seinem Kind und
lässt mich sein. Es tut mir jedes Mal in der Seele weh, ihm
meine Kleine zu geben, so lange getrennt zu sein von ihr. Doch
ich weiß, es ist nur fair.
Die Tage und Wochen vergehen.
Ich sitze mal wieder auf dem Sofa und singe ihr vor:  Hier
kommt der Sonnenkäferpapa, da kommt die Sonnen-
käfermama &  , und denke, während ich singe, an Daniel, ihren
Sonnenkäferpapa, und wie das werden soll mit uns allen. Sch-
nell verdränge ich den Gedanken, und eine innere Leere nimmt
Besitz von mir. Wie sehr fehlt mir meine Baustelle, meine
Arbeit, die auch oft stressig war, mich aber doch sehr erfüllt
hat.
Ich wackle Lisa mit einem kleinen Kasper etwas vor. Aber
abendfüllend ist das irgendwie nicht. Meine Maus nimmt mir
den Kasper aus der Hand und wirft ihn weg.
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Ich starre auf den Kasper, der jetzt unter dem Couchtisch liegt
und lasse ihn liegen.
Dann bestelle ich per Mouseklick eine neue Bluse im Designer-
Outlet, vermisse Jacky, die bis jetzt nur zwei Mal da war, um
Lisa und mich zu besuchen, und rufe sie an.
 Wie hältst du das aus? , meine Stimme klingt irgendwie hohl.
 Was?
 Na den ganzen Tag & nichts tun.
Jacky lacht.  Also lass das ja nicht Tobias hören, sonst kommt
der noch auf die Idee, du vernachlässigst sein Kind.
 Ist nicht sein Kind. Ich kann es mir einfach nicht verkneifen.
 Ich weiß, du dumme Nuss. Du weißt genau, was ich meine. [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]
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