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mit den Indios vermischt, mal auch (wie in Brasilien) mit den
Afrikanern, mal sind sogenannte »kreolische« Sprachen und
Bevölkerungen entstanden. Es ist oft schwer zu sagen, auch
wenn man in rassischen Blutsbegriffen argumentieren will, ob
ein Mexikaner oder ein Peruaner europäischer oder indianischer
Herkunft ist, um nicht von einem Jamaikaner zu reden.
Nun, so ungefähr wird es auch in Europa kommen, und kein
Rassist, kein reaktionärer Nostalgiker wird das verhindern
können.
Ich denke, man sollte den Begriff »Immigration« von dem der
»Migration« unterscheiden. Immigration liegt vor, wenn einige
Individuen (es können auch viele sein, aber in statistisch
unerheblicher Zahl verglichen mit dem ursprünglichen Stamm)
sich aus einem Land in ein anderes begeben (wie die Italiener
oder die Iren nach Amerika oder heute die Türken nach
Deutschland). Immigrationsphänomene können politisch
kontrolliert, begrenzt, gefördert, programmiert oder hingenom-
men werden.
Nicht so die Migrationen. Gleich ob sie gewaltsam oder fried-
lich daherkommen, sie sind wie Naturphänomene. Sie treten ein,
und niemand kann sie kontrollieren. Migration liegt vor, wenn
ein ganzes Volk aus einem Gebiet in ein anderes zieht (wobei es
nicht relevant ist, wie viele von ihm im Ursprungsland bleiben,
sondern wie radikal es die Kultur des Landes, in das es einge-
wandert ist, verändert). Es hat große Ost-West-Migrationen
gegeben, in deren Verlauf die Völker des Kaukasus sowohl die
Kultur wie das biologische Erbgut der Eingeborenen gründlich
verändert haben. Es hat die Migrationen der sogenannten
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»barbarischen« Völker gegeben, die das Römische Reich
überflutet und neue Reiche mit neuen Kulturen geschaffen
haben, Mischkulturen, die dann eben »römischbarbarisch« oder
»römisch-germanisch« genannt worden sind. Es hat die europäi-
sche Durchdringung des amerikanischen Kontinents gegeben,
einerseits von der Ostküste bis nach Kalifornien, andererseits
von den karibischen Inseln und Mexiko bis nach Feuerland.
Obwohl sie zum Teil politisch programmiert war, spreche ich
auch hier von Migration, weil die aus Europa gekommenen
Weißen nicht die Sitten und die Kultur der Eingeborenen
übernahmen, sondern eine neue Zivilisation gründeten, der sich
sogar die Eingeborenen (soweit sie überlebten) angepaßt haben.
Es hat abgebrochene Migrationen gegeben, wie die der Völker
arabischer Herkunft bis zur Iberischen Halbinsel. Es hat Formen
von programmierter und partieller, aber deshalb nicht minder
einflußreicher Migration gegeben, wie die der Europäer nach
Osten und Süden (aus der dann die sogenannten »postkolonia-
len« Nationen entstanden sind), bei denen die Einwanderer
ebenfalls die Kultur der autochthonen Bevölkerung verändert
haben. Soweit ich sehe, ist bisher noch keine Phänomenologie
der verschiedenen Arten von Migration erstellt worden, aber
sicher sind Migrationen etwas anderes als Immigrationen.
Immigration haben wir nur, wenn die Immigranten (die auf-
grund einer politischen Entscheidung aufgenommen worden
sind) in großer Zahl die Lebensweise des Landes, in das sie
einwandern, übernehmen, Migration dagegen haben wir, wenn
die Hereinströmenden (die niemand an der Grenze aufhalten
kann) die Kultur des Landes radikal verändern.
Heute, nach einem 19. Jahrhundert voller Immigrationen,
stehen wir vor ungewissen Phänomenen. In einem Klima großer
Mobilität ist es sehr schwer zu sagen, ob bestimmte Phänomene
solche der Immigration oder der Migration sind. Zweifellos gibt
es einen unaufhaltsamen Strom von Süden nach Norden (aus
Afrika und Nahost nach Europa), die Inder haben sich in Afrika
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und auf den pazifischen Inseln festgesetzt, die Chinesen sind
überall, und die Japaner sind mit ihren industriellen und ökono-
mischen Organismen präsent, auch wenn sie nicht physisch in
großen Massen herbeiströmen.
Ist es noch möglich, Immigration von Migration zu unter-
scheiden, wenn der ganze Planet zum Schauplatz sich
überkreuzender Wanderbewegungen wird? Ich denke, ja:
Immigrationen sind, wie ich schon sagte, politisch kontrollier-
bar, Migrationen nicht, sie sind wie Naturgewalten. Solange
man es mit Immigrationen zu tun hat, können die Völker hoffen,
die Immigranten in einem Ghetto zu halten, damit sie sich nicht
mit den Einheimischen vermischen. Ist es Migration, dann hilft
kein Ghetto mehr, und die Vermischung wird unkontrollierbar.
Die Phänomene, die Europa heute noch als Fälle von Immigra-
tion zu behandeln versucht, sind indessen schon Fälle von
Migration. Die Dritte Welt klopft an die Pforten Europas, und
sie kommt herein, auch wenn Europa sie nicht hereinlassen will.
Das Problem ist nicht mehr, zu entscheiden (wie die Politiker zu
glauben vorgeben), ob in Paris Schülerinnen mit dem Tschador
herumlaufen dürfen oder wie viele Moscheen man in Rom
errichten soll. Das Problem ist, daß Europa im nächsten Jahrtau-
send  da ich kein Prophet bin, kann ich das Datum nicht
präziser angeben  ein vielrassischer oder, wenn man lieber will,
ein »farbiger« Kontinent sein wird. Ob uns das paßt oder nicht, [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]
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